Manifest zum 21. Jahrhundert
Ein Hamsterrad, das sich immer schneller dreht. Jeder geht mit den eigenen Kräften vollkommen verantwortungslos weil bewußtlos um. Und damit dann auch mit den Energien anderer.
Das ist der Antrieb, der eine ganze Gesellschaft in die Raserei schickt.
Schneller, schneller - nicht mehr höher und schon gar nicht weiter.
Für den tiefen Blick ist keine Zeit mehr.
Wir kennen alles, haben alles gesehen - und nichts begriffen. Stefan Raab und Verona Feldbusch als Embleme einer leeren Zeit.
Und dann schreien sie nach einem Menschen, der ihnen ihre innere Leere füllt. Und stellen auch dort die Form vor den Inhalt, sind anschließend dem Leben böse, weil es sie nicht glücklich macht. Stürzen sich in die Spaßgesellschaft, rasen von einer Party, von einem Event zum nächsten auf der Suche nach einem Gegenmittel. Immer auf der Jagd nach dem schnellen Geld, dem schnellen Ruhm, dem schnellen Fick. Eine feige, egozentrische, einsame, unglückliche Population von Lemmingen.
Zeit ist der Schlüssel. Ohne die Ruhe für den genauen Blick, die präzise Analyse und die leisen Töne der inneren Stimme kann es keine Qualität geben. Ohne die Qualität kein Bestand, keine Kontinuität, letztlich keine Inhalte. Ohne die Ruhe für die Reifung von Ideen bleibt unausgegoren und blaß, was gut hätte werden können. Keine Zeit für Erinnerung und Erfahrung. Immer wieder mehr vom Gleichen, oberflächlich und unstrukturiert. Konzentration ist der Schlüssel. Alles sehen, überall dabei sein, jeden kennen bedeutet schließlich nichts sehen, niemals sein, niemanden kennen.
Schätzungsweise 72 Jahre Existenz, statistisch gesehen. Ungefähr 25 Jahre für Entwicklung, Rebellion, Sozialisation. Bleiben circa 47 Jahre. Die beginnen mit dem Ausverkauf der Ideale. Gut ist, was schnelles Geld bringt. Gut ist, wer Karriere macht, egal wo, egal wofür, Hauptsache schnell. Schließlich machen das alle so. Die sogenannte New Economy ist voll von Ihnen: Mitt- bis Enddreißiger deren geniale Ansätze und hehre Ideale der Geldmaschine untergeordnet werden. Das Burn-Out-Syndrom mit 45 Jahren als Volkskrankheit.Bleiben 27 Jahre, statistisch gesehen.
Es muß doch noch mehr geben als dieses Hamsterrad, sagen sich die Lemminge.
Nur wo?
Die Ehe geschieden, der Freundeskreis versandet - wann hat man den XY eigentlich zuletzt gesehen?
Keine Alternativen, also machen sie einfach weiter.
65 Jahre, Verrentung. Nun wird man endlich tun, was man schon immer einmal machen wollte.
Wenn man sich nur erinnern könnte, was das war. Noch 7 Jahre, statistisch gesehen.
Exitus mit etwa 72 Jahren.
Glücklich der, dessen letzte Jahre von Demenz geprägt waren. Da spürt man die Leere nicht so.
Umdenken. In Russland sagt man: Als Gott die Zeit machte, machte er genug davon.